Das 1x1 der digitalen Kameratechnik:


Canon EOS 450D SEE THRU (C) copyright by Canon


Dieses "Röntgenbild" einer Canon EOS 450D gewährt einen Einblick ins elektromechanische Wunderwerk DSLR.

Lichtführung:
Ein Teil des vom Objektiv einfallenden Lichts wird über einen halbdurchlässigen Spiegel (2) nach oben hin auf eine Mattscheibe (4) projeziert. Der Blick des Fotografen wird je nach SLR-Typ vom Okular (6) durch einen Penta-Spiegel (bei günstigen SLR's) oder ein Penta-Prisma (bei teureren Systemen; heller und besserer Kontrast) weiter durch eine Sammellinse auf die Mattscheibe gelenkt.
Der zweite Teil des einfallenden Lichts gelangt über einen Sekundärspiegel (3) zum AutoFokus-Sensor (7), der sich im Boden der SLR versteckt. Dabei sind die vom Licht zurückgelegten Wege:
* Objektiv -> Mattscheibe; * Objektiv -> AF-Sensor; * Objektiv -> Bildsensor
jeweils gleich lang, um sowohl eine manuelle (über Mattscheibe) Fokussierung als auch einen korrekten Autofokus zu erlauben.

Strahlengang einer SLR


Auslösung:
Nach der Fokussierung werden beim Durchdrücken des Auslösers die Spiegel (2+3) weggeklappt und das gesamte Licht trifft auf den Bild-Sensor (9) der SLR. Ein unmittelbar vor dem Sensor liegender mechanischen Verschluß/Vorhang (8), steuert dann gemäß Belichtungsprogramm die Belichtungszeit.

System- & Kompakt-Kameras:
Sowohl bei Systemkameras (spiegellose Kameras mit Wechselobjektiven) als auch bei einer Kompakt-Kameras (P&S-Kamera mit integriertem Objektiv) entfällt der gesamte opto-mechanische Teil.
Weder Spiegel, Mattscheibe, Penta-Prisma (-Spiegel), AF-Sensor noch mechanischer Verschluß (Vorhang) sind vorhanden.
Ein Grund, wieso sich solche Kameratypen wesentlich kompakter und damit auch günstiger realisieren lassen. Das Licht des Objektivs trifft dabei immer zu 100% auf den Bild-Sensor (9); dieser übernimmt sowohl die Funktion des Autofokus-Sensors, als auch die Bildgewinnung für einen (optionalen) elektronischen Sucher (EVF - Electronic View Finder, 10) und die endgültige Belichtung.

 

Sensorprinzip, Bildwandlung:


Die Bildwandlung erfolgt sowohl bei der P&S als auch SLR (meist) durch einen sogenannten Bayer-Sensor. Diese Sensorart liefert für jeden Pixel nur einen Farbwert; entweder ROT oder GRÜN oder BLAU.
Technisch gesehen, handelt es sich um eine lichtempfindliche Matrix. Die spezielle Farbempfindlichkeit der einzelnen Pixel wird durch einen vorgeschalteten Farbfilter erzeugt.
Dabei beschreibt die Bezeichnung "Bayer-Sensor" nur die Art der vor dem eigentlichen Sensor liegenden Farb-Filter-Matrix. Die Technologie des Sensors (CMOS oder CCD) wird dadurch nicht erfasst.

Bayer-Sensor:

Bayer-SensorBild-Sensor einer Canon EOS 70D (c) copyright by Canon
Skizze links: Farbfilter eines Bayer-Sensors; Bild rechts: CMOS-Sensor einer Canon EOS 70D

Wie in dieser Skizze zeigt, sind die Farbrezeptoren zwar gleichmäßig verteilt, aber ihre Häufigkeit ist unterschiedlich. GRÜN:ROT:BLAU stehen im Verhältnis 2:1:1 um der Grün-Sensibilität des menschlichen Auges besser zu entsprechen.

(eine 16MPx-Kamera besitzt: 8M-GRÜNe + 4M-ROTe + 4M-BLAUe Pixel)

Der technische Aufbau dieses Sensors erfolgt in 3 Ebenen:
Die untere Schicht wird durch den Sensor selbst (typischer Weise CMOS oder CCD) gebildet. Dieser Sensor ist nur für Helligkeitswerte empfindlich.
Um die gewünschte Farbempfindlichkeit herzustellen, wird in einer oberen Schicht ein Fabfilter mit dem
"Bayer-Muster" drübergelegt.
Für gewöhnlich befinden sich in einer 3. Schicht (über dem Farbfilter) noch Mikolinsen, die den Strahlengang in die Pixel optimieren.
Es existieren aber auch Farbfilter, die von diesem typischen Bayer-Filterschema abweichen -
Beispiel: die X-Trans-Sensoren von Fuji.
Der prinzipielle Aufbau: Sensorebene - Filterebene - Mikrolinsen bleibt dabei gleich.

Den Sensorpixeln ist eine Verstärkerstufe nachgeschaltet, danach erfolgt die A/D-Wandlung für gewöhnlich mit 12Bit- (4096 Werte) oder 14Bit- (16.384 Werte) Auflösung. Diese hochauflösenden Sensordaten können nur im RAW-Format (sofern von der Kamera unterstützt) gespeichert werden.

Die Digitalisierung der Lichtmenge je Pixel erfolgt jedoch nichtlinear. Dies bedeutet für den Fotografen, dass den dunklen Stellen eines Bildes weniger Tonwerte zu Verfügung stehen, als den hellen Bereichen.
Deshalb fällt es einfacher, Zeichnungen in Lichtern zu rekonstruieren, als Strukturen in die Tiefen eines Bildes zu bringen. Das Pushen von dunklen Bereichen eines Bildes führt daher prinzipiell rascher zu Bildrauschen und einem Posterisations-Effekt (zu wenig Tonwerte).

Für das fertige JPEG-Bild, in dem jedes Pixel bereits einen RotGrünBlau-Wert besitzt, ist eine Interpolation aus den bunten Mosaikdaten notwendig. Außerdem wird Weißabgleich, Belichtung, Gradation, Farbsättigung, Rauschunterdrückung und Scharfzeichnung bereits ins Bild hineingerechnet, das Bild wird Inhaltssensitiv (Verlust behaftet) komprimiert und der an der Kamera eingestellte Farbraum (sRGB oder AdobeRGB) eingebettet. Das so konvertierte JPG-Bild besitzt nur noch 8Bit-Farbtiefe/Kanal (256 Werte) und weist einen geringeren Kontrastumfang auf, als die ursprünglichen RAW-Daten.

Die derzeit einzige Sensor-Ausnahme stellen hier die Kameras von SIGMA dar, die sich eines speziellen Chips (Fa. Faveon) bedienen, der im Aufbau dem analogen Film nachempfunden ist und für jedes Pixel direkt einen RGB-Wert liefern kann (um dies zu ermöglichen, ist der Faveon-Chip mit 3 lichtempfindlichen Ebenen ausgestattet) .



(Sensor-)Auflösung, MegaPixel:


Vorsicht: umgangssprachlich bezeichnen wir mit "Auflösung" gerne die Pixelanzahl eines Sensors!
Diese "Auflösung" wird in MegaPixeln angegeben – in Millionen Bildpunkten.
Derzeitige P&S liefern zumindest 10Mpx, viele 12MPx, ja sogar 20MPx – und somit praktisch gleich viele Bildpunkte wie professionelle SLR's.

Aber machen derart hohe "Auflösungen" bei P&S-Kameras wirklich einen Sinn?
(siehe auch: "Optik / förderliche Blende" oder "Rauschen" und "Texturverlust")

Eines liefern mehr Megapixel in jedem Fall: größere JPEG-Dateien.

Technisch korrekt bezeichnet "Auflösung" hingegen die Fähigkeit des Sensors, Schwarz-Weiß Kontraste wiederzugeben und wird in "Linienpaaren pro Bildhöhe" gemessen.
Ein Linienpaar entspricht dabei einem Schwarz/Weiß-Kontrast. Sehr gute APS-C SLR's liefern beispielsweise etwa 1700 LP/BH.

Vorsicht: Auch eine Kamera mit hoher "echter Auflösung" (LP/BH) kann ein langweiliges Bild liefern.
Der Grund: Trotz optimierter Schwarz/Weiß-Kontrast-Wiedergabe kann diese Kamera dennoch einen relativ hohen Texturverlust aufweisen. Die Feinzeichnung eines Bildes wird aber hauptsächlich durch Texturen mit geringem Kontrast gebildet.


Sensorgröße:


Die Sensorgröße ist einer der größten Unterschiede zwischen P&S und SLR.
Während sich P&S-Kameras mit fingernagelgroßen Sensoren begnügen (der Fingernagel des kleinen Fingers), können SLR's auf Sensoren zurückgreifen, die halb so groß oder gleich dem des klassischen analogen
35mm-Film-Formates (KB = 24 x 36 mm) sind.

Skizze - Sensorgrößen:

Vergleich-Sensorgrößen

Die Sensorgröße APS-C ist nicht exakt genormt. Die im Diagram angeführte APS-C Größe gilt für Canon-SLR's. Für die meisten SLR-Systeme gilt eine Größe von, B x H: 23,6mm x 15,6mm und damit ein
Crop-Faktor (Bildwinkel-Faktor) von 1,53. (Nikon, Pentax, Sony)

Tabelle - Sensorgrößen - Crop-Faktor :
Modell Sensor Größe [mm] MPx Crop-Faktor
Nikon Coolpix P510 1/2.3" 4.62 x 6.16 16 6.62
Canon SX50 HS 1/2.3" 4.62 x 6.16 12 6.62
Canon G15 1/1.7" 5.7 x 7.6 12 4.84
Nikon P7700 1/1.7" 5.7 x 7.6 12 4.84
Canon 650D / 60D / 7D APS-C 15.0 x 22.5 18 1.6
Nikon D7100 APS-C 15.6 x 23.6 24 1.53
Sony SLT A99 KB 24.0 x 36.0 24 1.0
Nikon D600 KB 24.0 x 36.0 24.3 1.0
5d mkIII KB 24.0 x 36.0 24 1.0
Nikon D800 KB 24.0 x 36.0 36 1.0
Canon 6D KB 24.0 x 36.0 20.2 1.0

Betrachtet man die Sensor-Fläche, so ist der Sensor einer APS-C SLR etwa 8.5 x größer als jener von aktuellen Top-P&S-Kameras (Nikon P7800 / Canon Powershot G16).
Im Gegenzug ist der APS-C Sensor aber nur etwa halb so groß (43%) wie der Vollformatsensor im
KB-Format.
Der VollFormat-Sensor wiederum ist flächenmäßig ca. 20x größer als der 1/1.7"-Sensor bzw. etwa 30x größer als ein 1/2.3"-Sensor.

 

ISO-Wert und das Thema Rauschen:


Die Nutzer von analogen Kameras werden sich noch an die Angabe der Lichtempfindlichkeit eines Filmes in Form der ASA-Zahl erinnern. Der modernere ISO-Wert entspricht dabei der ASA-Zahl von damals. Musste man bei Analogkameras zur Veränderung der Lichtempfindlichkeit jedoch den Film wechseln, so genügt im digitalen Zeitalter das Verdrehen eines Einstellrades oder das Ändern des ISO-Wertes in einem Kameramenü.

Aus fotografischer Sicht ist der ISO-Wert (die Lichtempfindlichkeit) nur ein Mittel zum Zweck.
Er hilft dem Fotografen, die gewünschte Belichtung zu erziehlen. Dies gilt vor allem für eine benötigte kurze Belichtungszeit in Folge der eingesetzten Brennweite.
(Faustformel: 1 / Verschlußzeit = 1 / KB-äquivalente Brennweite)
Ist die erzielbare Belichtungszeit mit der aktuell eingestellten Empfindlichkeit zu lang, dann muss der ISO-Wert an der Kamera entsprechend erhöht werden.

Eine Verdopplung des ISO-Wertes entspricht dabei einer Verdopplung der Lichtempfindlichkeit.

Damit ließen sich bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen mit steigenden ISO-Werten und fest eingestellter Blende beispielsweise folgende Verschlußzeiten realisieren:

ISO 100: 1/60s
ISO 200: 1/125s
ISO 400: 1/250s
ISO 800: 1/500s
... usw.

Eine Verdopplung der Empfindlichkeit, bringt damit eine Halbierung der Belichtungszeit.

Die Bildqualität verschlechtert sich allerdings mit steigender Empfindlichkeit.

Die Stärke dieses Effektes und der ISO-Wert, ab dem die Qualitätseinbußen wirklich störend werden, hängt im Wesentlichen von der verwendeten Digitalkamera ab. Aber auch der Verwendungszweck (10x15cm Druck, Wandtapete oder Ausschnittsvergrößerung am Bildschirm) spielt dabei eine gewisse Rolle.

Da der Kamera-Sensor immer derselbe bleibt - und damit auch seine Empfindlichkeit - wird bei Verstellung des ISO-Wertes nur die Verstärkung der nachfolgenden Elektronik geändert.

Ein höherer ISO-Wert bedeutet also eine größere Verstärkung.
Eine größere elektronische Verstärkung bedeutet aber auch immer mehr Rauschen.

Sie kennen dieses Phänomen von der Stereoanlage in Ihrem Wohnzimmer – je mehr man den Volume-Regler aufdreht, umso größer wird der Rauschteppich, der unter der Musik - unter dem Nutzsignal - liegt.

Großflächige Pixel erzeugen mehr Nutzsignal als kleine Pixel.
Kleine Pixel benötigen daher von Haus aus mehr Verstärkung.

für Digitalkameras bedeutet dies:
hoher ISO-Wert, hohe Verstärkung        =     mehr Rauschen
kleine, unempfindlichere Pixel               =     mehr Rauschen
unempfindlichere Pixel + höheres ISO    =     (mehr Rauschen) * (mehr Rauschen)

technisch betrachtet:
Rauschen entsteht durch "Abweichung" vom Soll.
Jeder Verstärker rauscht, die Pixel sind nicht zu 100% gleich empfindlich (Pixel, Farbfilter, Mikrolinse) und die RGB-Werte für jedes einzelne Pixel müssen erst durch Interpolation aus den Daten der Nachbarpixel gewonnen werden.

Auswirkung des Rauschens im Bild:

Einfärbige Flächen werden pixelig bunt.

Das Bild verliert an Kontrast und an Farbsättigung.

Die erreichbare Auflösung (schwarz/weiß-Kontraste) sinkt und der Texturverlust steigt.

kurz gesagt: das Bild verliert an Details, wird grobkörnig und wirkt eventuell verwaschen.


Rauschen im Vergleich - Gegenüberstellung von 1/2.3"-, APS-C- und KB-Sensor:

Rauschen: bei
ISO 3200; 100%-Ausschnitte.

Rauschen Canon G7

Auch wenn dieser Vergleich bezüglich Preisniveau unfair scheint, so spiegelt er die gültigen Grenzen der Physik wieder.

Die Nikon Coolpix P510 gehört zu den sehr guten Universal-Kameras mit 1/2.3" Sensor.
Die Canon 7D ist ein typischer SLR-Vertreter mit APS-C Sensor.
Der Vollformat Sensor der Canon 6D setzt hier erwartungsgemäß den Maßstab.
(Bemerkung: der Weißabgleich gelingt hier der Nikon P510 aber mit Abstand am besten)

Diese Beispielbilder zeigen aber auch, wie lichtempfindlich heutzutage selbst ein 1/2.3"-Sensor funktioniert.
War es im analogen Zeitalter noch unmöglich einen Farbfilm mit ISO-3200 zu kaufen, bekommt man heute um ein paar Hundert € eine kompakte Kamera die dies in einem Brennweitenbereich von 24 - 1000 mm
(KB-Aquivalent) erledigt.

Die beste Bildqualität mit dem geringsten Rauschen wird aber immer den großen Sensoren vorbehalten bleiben.

Rauschen - im Histogramm betrachtet:

Betrachtet man eine Farbfläche mit gleichmäßiger Färbung (wie auch im obigen Testbild) so besitzt diese reine Farbe im Histogramm nur eine Spektrallinie - das Rauschen stellt dann die Abweichung der einzelnen Bild-Pixel von diesem, dann nur mehr Mittelwert, dar.
Die Lage des Mittelwertes selbst ist eine Funktion des Weißabgleichs und der Belichtung.
(für die Untersuchung des Rauschen selbst, unerheblich)


Gleichmäßiges Grau mit R=96, B=96, G=96:

soll-grau-96

Im hier dargestellten Histogramm wird eine Fläche von 600x600 Pixel analysiert.
Durch die gleichmäßige Färbung aller Pixel zeigt das Histogramm eine einzellne Spektrallinie bei einem Helligkeitswert von 96.

Fotografiert man diese Farbfläche nun mit unterschiedlichen Kameras, dann wird sich die einheitliche Färbung der Fläche durch das überlagerte Sensorrauschen ändern.
Im Histogramm weitet sich die Spektrallinie zu einer Glockenkurve auf.

Die beiden folgenden Bilder zeigen Aufnahmen einer Canon EOS 1DmkII und einer EOS 50D bei einer Empfindlichkeit von ISO-1600.
Es wurde RAW fotografiert, mit Canons Digital-Photo-Professional V3.6.1 vollkommen neutral OHNE Rauschunterdrückung entwickelt und als TIFF gespeichert, um nur das reine Sensor-Rauschen beurteilen zu können.

Canon 1D MkII bei ISO 1600:

Grau-rauschen-1dmkII-ISO1600

Das dem GRAU überlagerte ISO-Rauschen ist bereits zu erkennen.
Das Histogramm zeigt nun einen breiteren Impuls mit einem Mittelwert von 98.
94% der Helligkeitswerte befinden sich zwischen den Werten 92 bis 104.

Canon 50D bei ISO 1600:

Grau-Rauschen-50D-ISO1600

Wie zuvor liegt auch hier der Mittelwert bei 98.
Allerdings ist die Glockenkurve bei dieser Kamera etwas breiter.
94% der Helligkeitswerte verteilen sich nun zwischen den Werten 88 und 108.
(damit ist der Impuls [20] der EOS 50D fast doppelt so breit , wie jener [12] der EOS 1D II)

Je mehr ein Sensor rauscht, umso breiter wird die Glockenkurve.

Das Rauschen ist in den Tonwerten eines Bildes prinzipiell unterschiedlich verteilt.
Der größte Rauschanteil tritt für gewöhnlich in den dunklen Partien auf.

Auch die Farbkanäle sind meist unterschiedlich betroffen.

Für gewöhnlich ist dann das Rauschen des GRÜN-Kanals am geringsten.
- Grund: im Bayer-Sensor sind doppelt grüne Pixel verbaut
(8MPx = 2MPx-Rot + 2MPx-Blau + 4Mpx-Grün).

Untersucht man bei diesen beiden Kameras die einzelnen Farbkanäle, so ergibt sich für diese graue Fläche bei der EOS 50D das größte Rauschen im ROT-Kanal, während das Rauschen der EOS 1D MkII sehr gleichmäßig verteilt ist.


weitere Erscheinungsformen : Banding, Pixelclipping, farbige Cluster und gestreutes Mehl

Zu dieser unregelmäßigen Verteilung (in Tonwerten und Farbkanälen) gesellen sich dann noch spezielle Formen wie "Banding", meistens horizontale Bänder, die vor allem bei hohen ISO-Werten in den dunklen Bereichen eines Bildes auftauchen können.

Auswirkung Rauschen
EOS 50D mit ISO6400 bei normalem künstlichen Raumlicht

Hier die beiden markierten Ausschnitte in Originalgröße:
High ISO Banding

An den beiden einfärbigen Flächen kann man leicht das horizontale Banding erkennen. Je dunkler die Szene und je höher der ISO-Wert, umso ausgeprägter ist hier dieser Effekt.
Dieses Artefakt ist Kamera spezifisch - d.h. es tritt bei unterschiedlichen Kamera-Typen unterschiedlich stark bis gar nicht auf.

Zumeist bieten auch die handelsüblichen RAW-Konverter hier eine entsprechende Abhilfe und liefern JPG's mit deutlich reduzierten Banding-Effekten.
Lässt sich der Effekt nicht ausschalten und tritt trotz aller Bemühungen noch immer in den Vordergrund, dann kann man durch gezieltes Hinzufügen von Rauschen versuchen, das menschliche Auges abzulenken.
Denn bei LowLight-Bildern geht der Betrachter ohnedies davon aus, dass Rauschen zu sehen ist (Erfahrung) und empfindet dieses daher als durchaus normal.
Horizontale oder vertikale Streifen stören aber unweigerlich.

Meiden Sie in diesem Zusammenhang erweiterte ISO-Einstellungen, wie "HI".
Diese "HI"-Einstellungen sind keine natürlichen Empfindlichkeiten der Kamera; hier wird in der letzten, höchsten Empfindlichkeitsstufe gezielt unterbelichtet und dann bei der JPG-Konvertierung das ganze Bild gepusht. Diese Technik lässt sich aber wesentlich besser (beeinflussbarer) direkt am Computer realisieren.

In einfärbigen und glatten Oberflächen kann sich aber noch ein weiterer Effekt zeigen:
eine farbige Cluster-Bildung. Gegen diese großflächigen (in Relation zur Pixelgröße) gelb-grünen bzw. magentafärbigen Cluster hilft nur die RAW-Konvertierung, Rauschreduktionssysteme die mit den JPG-Datein der Kamera arbeiten müssen, geraten hier an ihr Grenzen, da diese Störung wie ein Bildinhalt aussieht.

Cluster-Rauschen Hier die einzelnen Farbkanäle (R/G/B) des Scanner-Deckels.

In seiner Bekämpfung genauso widerspenstig gestaltet sich der "Mehl-artige" Rauscheffekt bei sehr hohen ISO-Werten. Dabei enthält das Bild vereinzelte fast weiße Pixel (Impuls-Störungen) umgeben von einem meist 1 Pixel breiten Hof mittlerer Helligkeit. Diese Artefakte entstehen bei der Kamera internen Rauschunterdrückung und JPG-Konvertierung. Sie sind durch nachträgliche Rauschreduzierungs-Software nur mit entsprechendem Detailverlust bekämpfbar.

Die sicherste Methode diese Artefakte zu vermeiden, ist wieder die RAW-Fotografie.
RAW-Konverter erzeugen normalerweise keine derartigen Störungen.

Das Pixel-Clipping in den Schatten ist ebenfalls eine Erscheinung bei sehr hohen ISO-Werten. Das Rauschen des Sensors steigt, während der wiedergebbare Kontrastumfang sinkt. In den dunklen Bereichen stehen dann weniger Tonwert-Abstufungen zu Verfügung. Besitzt nun aber der Schattenbereich des Bildes feine Helligkeitsunterschiede, dann kann es passieren, dass in Folge der Rauschreduzierung und des reduzierten Kontrastumfangs nur noch 2 bis 3 großflächige Tonwertabstufungen wiedergegeben werden können. (Sie kennen diesen Effekt u.U. auch vom LCD-Fernseher) Fazit: Posterization

Abhilfe: Je nach Art und Heftigkeit des "Rauschbelags": Bildrauschen entfernen, Hinzufügen von Rauschen (auch nach Rauschreduktion) um die großen eintönigen Schattenflächen visuell aufzureißen.
In jedem Fall aber das Beste: RAW-Fotografieren + RAW-Konverter.

(siehe auch: "einfacher Workflow / Bildrauschen entfernen")

Texturverlust:

Rauschen verschlechtert die Bildqualität. Daher setzen alle Digitalkameras bei der Berechnung des
JPG-Bildes eine Rauschunterdrückung ein - auch bei niedrigen ISO-Werten.

Je mehr der Sensor rauscht; umso breiter wird die Rausch-Glockenkurve; umso schwieriger wird die Arbeit für die Kamera interne Rauschunterdrückung, die nun zwischen Rauschen und Bildinformation unterscheiden muss. Gelingt dies nicht, kommt es zwangsläufig zu einem Texturverlust im Bild.

Wichtig: Textur ist nicht mit Auflösung zu verwechseln!

Die Auflösung einer Kamera wird immer mittels Schwarz-Weiß-Kontrasten gemessen.
Aber wer fotografiert schon täglich eine Zebraherde aus 2 km Entfernung?

Es ist ohne weiters möglich, dass eine Kamera mit hoher Auflösung auch einen hohen Texturverlust aufweist - selbst bei niedrigen ISO-Werten.

Textur ist für die Lebendigkeit des Bildes verantwortlich.

Die Textur eines Stoffes beispielsweise oder jene eines Holzbrettes wird durch Muster mit geringem Kontrast gebildet. Genau diese Feinzeichnungen sind aber durch die Rauschunterdrückung gefährdet.

Der Texturverlust im Bild hängt in erster Linie von der Signal-Qualität des in der Kamera verbauten CCD/CMOS-Chips ab - dem "Aussehen des Rauschens". An zweiter Stelle folgt die Größe des Rauschens und die Intelligenz und der Grad der Rauschreduktionsfunktion.

Der "erlaubte Texturverlust" ist unter anderem einer von vielen Abstimmungsparametern einer Digitalkamera.

Prinzipiell: je besser der verbaute Sensor - desto geringer der Texturverlust.

Wenn Sie sich für die RAW-Qualität Ihrer Spiegelreflexkamera interessieren, werden Sie bei www.dxomark.com fündig. (diese Seite nimmt dabei keine Rücksicht auf die Sensor-Auflösung)

Um die Auswirkung des Texturverlustes besser darzustellen, hier ein Vergleich:
diesmal zwischen Nikon D700 (KB-Vollformat) und Canon 7D (APS-C).
Das fotografische Ziel dabei: ein gewebtes Hemd- eine Szenerie mit teils geringen Kontrastwerten:

Vollformat- oder APS-C-Sensor?
Wie schneiden 12 MPx im VollFormat ab?
Oder können 18 MPx am kleineren Sensor mehr Details liefern?

Beide Systeme bilden dabei denselben Bildauschnitt ab.
D.h. zur Auflösung der Szene stehen der Nikon D700 12MPx im KB-Vollformat zu Verfügung, während die Canon 7D auf die 18Mpx ihres APS-C Sensors zurückgreifen kann.
Fotografiert jeweils bei F 5.6. JPG mit Standard-Einstellung; AWB.

Nikon D700 + AF 85mm 1.4 D IF:
Nikon D700 mit Iso400 und Iso6400

Canon 7D + EF 50mm 1.4 USM:
Canon7D Iso400 und Iso6400

Die Darstellung des Ausschnittes hier jeweils in Originalgröße, ohne up- oder down-Scaling.

Die 18Mpx der Canon 7D zeigen (hier) bei ISO-400 etwas mehr Details als die 12MPx der Nikon D700.
Die D700 liefert aber eine ausgesprochen gleichmäßige Leistung bis hin zur höchsten Empfindlichkeit von
ISO-6400.
Bei diesen hohen ISO-Werten "verschmieren" hingegen im Bild der 7D benachbarte Pixel mit
geringem Kontrast -> die 7D besitzt einen größeren Texturverlust.
Die D700 zeigt bei hohen ISO-Werten auch eine größere Farbdynamik und die bessere Farbwiedergabe.

... "Sensor-Auflösung" ungleich "Auflösung" ungleich "Feinzeichnung" (Texturerhalt).


Auswirkung des Texturverlustes im realen Bild:
Nur in den seltensten Fällen wird sich ein Fotograf für das Wachsen der Wiese interessieren.
Für Vergleichsbilder bietet sich dieses Motiv aber auf Grund seiner Allgegenwärtigkeit einfach an.
Man kann davon ausgehen, dass der Texturverlust bei anderen Farbtönen als Grün größer ist.
(Grund: der Sensor enthält doppelt soviele grüne wie rote oder blaue Pixel; siehe Sensorprinzip)

Ein Texturverlust wird für den Betrachter dann auffällig, wenn er das Motiv kennt und ein gewisses Ergebnis erwartet.
Besonders betroffen ist beispielsweise das "Birding". Denn egal ob man den gefoteten Vogel auch wirklich kennt, man hat eine gewisse Kenntnis von der Beschaffenheit des Federkleides.
Ein zweiter wesentliche Faktor bei der Vogel-Fotografie: Auf Grund der relativ großen Fluchtdistanzen sind zumeist Ausschnittsvergrößerungen nötig - gerne landet dann die Federstruktur auf Pixelniveau.
(ein ausgezeichnetes Objektiv, ein ruhiger Kamerastand mit präzisem Fokus und hinreichend kurzer Belichtungszeit sind ohne dies vorausgesetzt)

Texturverlust im realen Bild
(Canon EOS50D, ISO1000, 1/800s, F7.1, KB 560mm, ca. 20m; Nankeen Night Heron - Jungtier, Yellow Water, Australia, NT)

Trotz ausreichender Schärfe am Objekt - das Blattwerk sowohl vor als auch hinter dem Tier sind scharf - wirkt das Gefieder im kontrastärmeren Halsbereich des Vogels verwackelt.
(JPG-Bild unbearbeitet, fotografiert mit Schärfe = 2 ... aus 0 bis 7)
Das Ergebnis lässt durch nachträgliche Scharfzeichnung geringfügig "verbessern", eine wirkliche Detaillierung der Textur kann aber nur durch RAW-Fotografie erreicht werden.

Texturverlust JPG vs RAW
(100%-Ausschnitt - Canon EOS50D, ISO1250, 1/2000s, F7.1, KB 560mm, ca. 25m; whistling Kite - Jungtier, Yellow Water, Australia, NT)

Das hier abgebildete Kite wurde gleichzeitig als JPG-Bild (Schärfe = 2) als auch im RAW-Format gespeichert.
Die PictureCode PhotoNinja RAW-Konvertierung (rechts) zeigt mehr Details als der direkte JPG-Output, kann aber dennoch nicht alle feinsten Strukturen hervorzaubern.
(bedenken Sie bei der Beurteilung von Aufnahmen mit großer Fokus-Distanz, dass zwischen Kamera und Zielobjet eine ganze Menge Luft mit unzähligen Verunreinigungen wie Pollen, Staub, gelöster Feuchtigkeit und eventuell Hitzeflimmern liegt)

Dieser Vergleich zeigt aber auch:
- mehr Details bedeutet -> etwas mehr Rauschen


prinzipielle Entwarnung:
Wer bis DIN A4 ausdruckt, braucht sich bei praktisch allen seit Anfang 2012 angebotenen SLR-Systemen selbst bei ISO-3200 keinen Kopf über Rauschen und Texturverlust zu machen. Die in der Kamera erzeugten JPG-Dateien mit einer bei Bedarf nachgeschalteter Rauschunterdrückung und Nachschärfung erfüllen zumeist ihren Zweck.
Erst bei Ausschnittsvergrößerungen bzw. Druckformaten von DIN A3 und mehr, werden Rauschen und Texturverlust bei SLR's zum Thema.

Für bestmögliche Ergebnisse ist aber die RAW-Entwicklung zu empfehlen.

 

RAW & Rauschen/Details:

RAW-Files werden gerne als die digitalen Negative der Digitalkameras bezeichnet. Das ist prinzipiell richtig, allerdings gibt es für RAW-Files keine Norm. Jeder Kamerahersteller besitzt sein eigenes (mehr oder weniger dokumentiertes) Fileformat, meist sogar mehrere, da sich die Technik stetig weiterentwickelt und alte RAW-Format-Definitionen durch neuere ersetzt werden.

RAW-Files enthalten neben den Grunddaten des Bayer-Sensors (also nur 1 Farbwert pro Pixel) noch die Belichtungsdaten, Weißabgleich etc ... alle relevanten Daten die verwendet würden um in der Kamera aus dem RAW ein JPG zu komprimieren + ein eingebettetes JPG für die schnelle Anzeige am Kameramonitor.

RAW-Daten sind wesentlich größer als JPG-Dateien und deren Bearbeitung am PC erfordert mehr Zeit.

Das Fotografieren im RAW-Format hat aber dennoch viele Vorteile.

Heutige Digitalkameras besitzen zumeist Analog/Digital-Wandler mit 12-Bit oder 14Bit Auflösung und sind in der Lage einen größeren Dynamikbereich zu erfassen, als ins 8Bit-JPG-Format gepresst werden kann.
D.h. wer in RAW fotografiert, kann die gewünschte Belichtung seines Bildes bei der Entwicklung im RAW-Programm einstellen (mit bis zu +/- 2 EV), ohne Tonwerte zu verlieren.

Die notwendigen Schritte wie Demosaicing, Weiß-Abgleich, Belichtung, Gradation, Farbsättigung und das Bestimmen des Ausgabefarbraums werden dann im RAW-Konverter am PC erledigt.

Auch bezüglich der Rauschunterdrückung/Detailerhalt haben RAW-Konverter mehr zu bieten.
Zuhause am PC hat man einfach Zeit und kann sich ohne weiteres mehrere Berechnungs-Durchgänge erlauben, bis das entwickelte Bild den eigenen Vorstellungen entspricht.

Aber wie groß sind die Unterschiede?

Im Folgenden wird daher ein JPG-Bild den Ergebnissen verschiedener RAW-Konverter gegenüber gestellt:

EOS50D-JPEG vs. Canon DPP vs. DXO Optics Pro vs. Adobe Lightroom (bzw. ACR) vs. Corel AfterShot Pro

Als Ausgangspunkt dient dieses ISO3200 RAW-Bild (mit mittleren, kontrastreichen Details) einer Canon EOS 50D, das sowohl in RAW als auch in JPEG gespeichert wurde (Bildausschnitt in 100%-Originalgröße).

 

  • RAW > DPP ohne NR
  • EOS 50D
  • DPP mit NR
  • DXO 7.2 mit NR
  • LR 3.6 mit NR
  • ACR 6.5 mit NR
  • AfterShot 1 mit NR
  • PhotoNinja 1.04
ISO3200-ohne-NRDPP 3.7.2 ohne NR:
Iso3200-EOS50D-JPG
EOS 50D - JPEG,
NR auf Standard:
ISO3200-DPP-NR-L7-F12DPP 3.7.2 mit NR Luminanz = 7,
Farbe = 12:
DXO 7.2DXO Optics Pro 7.2 mit Defaultwerten
für NR.
LR3-Noise-37-40Adobe Lightroom 3.6 mit NR:
Luminanz = 37%,
Farbe = 40%.
ISO3200-PSEAdobe Camera RAW 6.5 in PSE-9 mit NR,
Luminanz = 45%,
Farbe = 40%.
AfterShot_1Corel AfterShot 1.0:
mit lizensierter NR
von NoiseNinja
PhotoNinjaPictureCode:
PhotoNinja 1.04
default

 
Fazit:
Die Rechenleistung des Kamera internen DigicIV-Prozessors geht (hier) in Ordnung.
Auch der kostenlose Canon RAW-Konverter DPP (Digital Photo Professional) macht in puncto Rauschunterdrückung eine akzeptable Figur. Die beiden verwandten Rauschunterdrückungen zeigen aber eine etwas gröbere Struktur, lassen noch tieffrequente Störungen erkennen und wirken etwas verwaschen.

In Punkto Rauschreduzierung sind Adobe Lightroom und DXO Optics Pro ausgezeichnet.
Auch Corel's AfterShot Pro das HIER die Rauschunterdrückung NoiseNinja von PictureCode integriert.

Jüngster Mitspieler: PhotoNinja von PictureCode, ein RAW-Konverter, der vor allem mit kleinsten Details und Strukturen ausgezeichnet zu recht kommt und NoiseNinja V3.0 an Bord hat.

... Lightroom und ACR liefern hier deckungsgleiche Ergebnisse.

ein kurzer Ausflug: RAW-Bilder in PS / PSE:
Das Positive für PSE-9/10/11/12 und PS-CS5/6 Nutzer: Der RAW-Konverter ist bereist integriert!
Die RAW-Engine von ACR (Adobe Camera Raw) ist mit dem Konverter aus Lightroom praktisch identisch.
In PSE-9/10/11/12 ist die RAW-Entwicklung zwar etwas schlanker ausgeführt, liefert aber sowohl für Belichtung, Kontrast, Farbe als auch im Bereich der Rauschunterdrückung ausgezeichnete Ergebnisse.
Wer seine Daten dann im 16Bit Farbmodus nach PSE übernimmt, ist für jeden weiteren Bearbeitungsschritt bestens gerüstet und befindet sich auf der sicheren Seite.


Der ACR-Dialog (hier 6.3) in PSE-9:
ACR-Dialog in PSE
(Devils Marbles, Karlu-Karlu, Australia, NT - EOS 50D bei ISO800)

Auf 3 Panels reduziert findet man in PSE-9/10/11/12 die wichtigsten Funktionen von Adobes Camera RAW.
Unter "Grundeinstellungen" stehen die essentiellen Schritte der klassischen Negativ-Entwicklung zu Verfügung (Weißabgleich, Belichung, Kontrast und Farbe). Die "Details" sind im 2ten Schritt für das Entrauschen und Scharfzeichnen zuständig. Während "Kamerakalibrierung" für die farbliche Ausgangsbasis verantwortlich zeichnet. (die in diesem Panel angezeigten Profile sind abhängig von der verwendeten Kamera).
Mehr hierzu im "einfachen Workflow / RAW-Import".

Allgemein gilt: der RAW-Fotograf hat Belichtung, Rauschen, Details und den Farbraum fest im Griff und kann das Zusammenspiel bei Bedarf jederzeit verlustfrei (volle Farbtiefe im RAW-Konverter) neu definieren.


Auto-ISO:

Praktisch alle digitalen Kameras besitzen heute eine AUTO-ISO Funktion. Diese Funktion ermöglicht der Kamera die Sensorempfindlichkeit unter Beibehaltung der Creativ-Einstellungen des Fotografen automatisch an die Lichtgegebenheiten anzupassen.
AUTO-ISO ist bei P&S-Kameras auf Grund des eben betrachteten Rauschens mit Vorsicht zu genießen.
Einige Modelle bieten hier die sinnvolle Möglichkeit, den maximalen ISO-Wert zu beschränken.



Crop-Faktor = Bildwinkelfaktor:


Die Betrachtung des Bildwinkelfaktors ist vor allem bei digitalen SLR's interessant. Er beschreibt die scheinbare Brennweitenverlängerung des verwendeten Objektivs, wenn dieses auf einer Kamera mit kleinerem Sensor als dem KB-Format genutzt wird.

Er berechnet sich als Verhältniszahl der Sensordiagonalen:

Cropfaktor = Diagonale KB (24x36mm) / Diagonale (wirkliche Sensorgröße)


KB äquivalente Brennweite = tatsächliche Brennweite * Cropfaktor

Skizze - Bildwinkelfaktor:

Crop-Faktor

Vergleich: 24x36mm-Sensor mit APS-C Sensoren: Canon 7D/60D/50D/550D, Pentax K-5/7, Nikon D300s/7000, Sony Alpha 33/55

Während der Sensor der Vollformatkamera das gesamte Bild sieht, wird von einer SLR mit kleinerem Sensor nur ein Teil des Bildes erfasst.
d.h. der Bildwinkel ändert sich genau um diesen Bildwinkelfaktor.

Es kommt zu einer "scheinbaren Brennweitenverlängerung"

"Scheinbar" deswegen, weil die Brennweite ein fixer Parameter des Objektivs ist – die Position der Linse vor der Bildebene bleibt unverändert – d.h. Brennweite bleibt konstant – es ändert aber der Bildwinkel.

Aus einem 200mm-Objektiv wird an einer APS-C Kamera
(Canon - Cropfaktor=1.6; Nikon, Sony - Cropfaktor = 1.5)
quasi ein 320/300 mm-Tele bei gleichbleibender Lichtstärke.

Diese "neue" Brennweite bezeichnet man auch als KB-äquivalente Brennweite.

Wichtig:
Für die Brennweite f, die in vielen optischen Formeln als Parameter enthalten ist, wird immer die wirkliche Brennweite des Objektivs eingesetzt, NICHT die KB-äquivalente Brennweite!

Auswirkung Bildwinkelfaktor:

Auswirkung-Bildwinkelfaktor

Die Nutzung des inneren Bildausschnittes bringt aber auch angenehme Nebenerscheinungen mit sich:
Das Objektiv wird nur in seinem besten Bereich genutzt.
Abbildungsfehler wie Vignettierung, Verzeichnung, chromatische Aberration und Schärfeverlust, die sich zu den Bildrändern hin vergrößern, werden ausgeblendet.

Der Cropfaktor/Bildwinkelfaktor wirkt wie ein Telekonverter, allerdings ohne die Brennweite wirklich zu verändern - es ändert sich nur der Bildwinkel.

Zum Vergleich: der Einsatz eines Telekonverters mit dem Faktor 1.4 verlängert die Brennweite um 1.4, er senkt aber auch die Lichtstärke des Objektivs um denselben Faktor. Außerdem wird durch die zusätzlichen Linsenelemente die gesamte optische Leistung verringert.

Was sich im Telebereich als sehr angenehm erweist, erschwert allerdings das Leben im Weitwinkelbereich. Aus einem praktikablen 24mm-Weitwinkel wird bei einem Cropfaktor von 1.6 ein unspektakuläres 38mm Objektiv.

Ein weiterer Aspekt des Bildwinkelfaktors ist die Vergrößerung der Schärfentiefe.

Dieser Effekt ist bei P&S-Kameras besonders ausgeprägt.

Eine Vergrößerung der Schärfentiefe wirkt sich zwar positiv auf die Fokussierung der Kamera aus – weil die Wahrscheinlichkeit eines richtig fokussierten Bildes steigt, allerdings ist dieser Effekt im Bereich der Portrait/Tier-Fotografie, wo gezielt mit "selektiver Schärfe" (also geringer Schärfentiefe) gearbeitet wird, unerwünscht.
Das Trennen eines Objektes von Vorder- und Hintergrund wird wesentlich erschwert.



Kontrastumfang:


Neben Auflösung und Schärfe ist der Kontrastumfang die nächste wichtige Größe einer digitalen Kamera. Der Kontrastumfang der Szene ist der Helligkeitsunterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Punkt. Der Kontrastumfang einer Kamera beschreibt den größten Helligkeitsunterschied, den die Kamera wiedergeben kann, ohne in den hellsten und dunkelsten Partien die Zeichnung zu verlieren.

Ist der Kontrastumfang der Kamera kleiner als der, der abzubildenden Szene, so geht Information verloren. die Lichter werden einheitlich weiß, die Schatten werden schwarz wiedergegeben.

Der Kontrastumfang wird üblicherweise in Blendenstufen angegeben.

Eine Blendenstufe bedeutet dabei eine Verdopplung der Lichtmenge.

Kontrast              Blendenstufe

           2                               1

           4                               2

           8                               3

         16                               4

          ...                              ...

        256                              8

        512                              9

       1024                           10

        usw.                         usw.

Professionelle digitale SLR's besitzen derzeit einen Kontrastumfang von 10 Blendenstufen. Sehr gute P&S-Kameras schaffen 8.5 - 9 Blenden bei ISO = 100. Der Kontrastumfang digitaler Kameras sinkt aber auch mit steigender ISO-Zahl. Bei ISO400 liegen SLR's noch bei etwa 9 Blenden, während die meisten P&S-Kameras nur mehr 7.5 Blenden liefern.

Zum Vergleich:
Unser Auge kann gut 14 Blendestufen erfassen, das ausgedruckte Bild aber nur noch etwa 5 Blendenstufen wiedergeben.



Bildumfang:


Der Bildumfang definiert die Nuancen die zwischen hellster (weiß) und dunkelster Stelle (schwarz) wiedergegeben werden können.

Da das Standartbild mit 24Bit farbkodiert ist – d.h. pro Farbe Rot/Grün/Blau jeweils 8 Bit zu Verfügung stehen – ergeben sich pro Farbkanal maximal 256 Stufen.
Ein Bildumfang von 240 Stufen für eine 256 Stufen Grautreppe würde bedeuten, dass die Kamera 16 Stufen verschenkt.



Belichtung & Verschlußzeit:


Ist die Kombination aus Blende und Verschlusszeit, die verwendet wird um den Sensor zu belichten.
Da die Kamera zumindest einer dieser beiden Parameter anhand ihrer Belichtungsmessung selbst bestimmt, spricht man auch von AE = Auto Exposure.

Aus fotografischer Sicht dient die Verschlußzeit vor allem dem Einfrieren von Bewegung.
Verlangt ein Ball spielendes Kind nach einer kürzeren Belichtungszeit, als die Hochzeitsgruppe, gilt ähnliches auch für die eingesetzte Brennweite. Je größer die Brennweite, umso kürzer muss die Verschlußzeit sein, um das Bild nicht zu verwackeln.
Richtwert: 1 / Verschlußzeit = 1 / KB-äquivalente Brennweite

Die Verschlusszeit / Belichtungszeit wird bei einer P&S-Kamera voll elektronisch gesteuert. Der gesamte Sensor wird gleichzeitig, z.B. für den Bruchteil einer Sekunde, belichtet.

Bei einer SLR kommt nach wie vor ein mechanischer Verschluss zum Einsatz, der aus 2 Vorhängen besteht.

Canon EOS 5DmkIII Shutter (c) copyright by Canon
(Shutter einer Canon EOS 5D Mk III)

Während der erste Vorhang den Sensor freigibt, ist der zweite Vorhang für das Abdecken des Sensors zuständig. Die Belichtungszeit ist dabei der Abstand zwischen dem Start des ersten und des zweiten Vorhanges. Dieser Aufbau ermöglicht extrem kurze Belichtungszeiten.

SLR-verschluss

Ab einer gewissen Verschlusszeit startet der 2.Vorhang bereits bevor der 1.Vorhang den Sensor vollkommen freigegeben hat. D.h. die Sensorfläche ist zu keinem Zeitpunkt vollständig frei; der Zustand "offen" aus dem obigen Bild tritt nicht mehr auf - es wird dann ein "Belichtungsband" über den Sensor gezogen.

Ähnlich wie für die Blende existiert auch für die Verschlusszeit eine Reihe, innerhalb der sich die Lichtmenge zur Sensorbelichtung von Stufe zu Stufe verdoppelt - bzw. halbiert.

30s     15s    ...    1/30s     1/60s     1/125s     1/250s    ...    1/8000s


Zwischen diesen Basisverschlusszeiten lassen sich auch noch Zwischenstufen einstellen, die je nach Kamera in einen 1/3-Raster oder 1/2-Raster unterteilt sind.



Belichtungsmessung:

Sie ist die Basis zur Bestimmung einer geeigneten Belichtung (= einzustellende Blende + Belichtungszeit).

Bei allen Kameras wird dabei das vom Aufnahmeobjekt reflektierte Licht gemessen.
Diese Objektmessung steht im Gegensatz zur Lichtmessung - jener Messmethode, die einfallende Licht misst und in einem Belichtungsmesser Verwendung findet.

Je nach eingestellter Messmethode werden maximale Helligkeit und Kontrastumfang der Szene unterschiedlich bewertet und gemeinsam mit dem Belichtungsprogramm die geeignete
Blenden-/Verschlusszeit-Kombination ermittelt.
Während SLR-Kameras einen eigenen Belichtungssensor besitzen, ermitteln P&S-Kameras die Belichtung über den Bildsensor.


Integralmessung:

Ist die älteste Messmethode; dabei wird die gesamte Scene gleichwertig beurteilt. Es wird von einer Aufnahmesituation ausgegangen, bei der etwa 18% des Lichtes vom aufgenommenen Objekt reflektiert werden. (= Landschaftaufnahme mit mittlerem Sonnenlicht)
... der 18%-Grauwert.
Schwarz = 0%, da keine Reflexion.
Weiß = 100%, da volle Reflexion.

Diese Methode liefert keine exakten Belichtungseinstellungen und kann nur mit ausreichend Übung korrekt interpretiert werden. Ein geübter Fotograf hat jedoch die Möglichkeit, dank seiner Erfahrung mit Hilfe der Belichtungskorrektur um +/- 2 Blendenstufen (je nach Kamera auch +/- 5) einzugreifen.

In den meisten Kameras ist diese Messung mit einer zusätzliche Mittenbetonung ausgeführt.

Spotmessung - Selektivmessung:

Die Spotmessung misst nur einen sehr kleinen Teil des Gesamtbildes, der je nach verwendeter Kamera
ca. 2 % bis 6% des Suchers beträgt - im Zentrum des Suchers (zentraler AF-Sensor). Diese Messmethode geht ebenfalls davon aus, dass der anvisierte Bereich einen Grauwert von 18% aufweist.

Weichen die angemessenen Bildteile in ihrer mittleren Helligkeit, von den vorausgesetzten 18% ab, so kann auch hier mit der Belichtungskorrektur gezielt eingegriffen werden. Der Einsatz der Spotmessung setzt zwar ebenfalls etwas Erfahrung voraus, ist aber die flexibelste Messmethode.
Der erfahrene Fotograf kann die kleine Messfläche (diese wird bei professionellen SLRs im Sucher gekennzeichnet) leicht beurteilen - und den richtigen Wert für die Belichtungskorrektur einstellen.

Belichtungskorrektur
(Spotmessung mit - 2/3 EV Belichtungskorrektur; Quick-Menü Canon EOS 7D)

Ausgezeichnet geeignet für die Portrait-Fotografie. Aber auch überall dort wo die korrekte Belichtung eines bestimmten Bild-Bereiches besonders wichtig ist.

Befindet sich das anvisierte, gemessene Detail außerhalb des Zentrums, dann muss die gemessene Belichtung gespeichert werden - drücken von "*" = AE-Speicher-Taste bei halb durchgedrücktem Auslöser.

Bei der verwandten Selektivmessung wird ebenfalls nur ein kleiner Bereich im Zentrum gemessen.
Allerdings beträgt die Größe des Messkreises dann etwa 10-15% des Gesamtbildes.


Matrixmessung oder Mehrfeldmessung:

Bei der Matrixmessung wird Belichtung aus mehreren Messfeldern errechnet. Anzahl, Größe und Position der Messfelder sind dabei von Kamera zu Kamera unterschiedlich.
Die Werte dieser Messfelder werden zueinander in Relation gesetzt, mit der Entfernungsmessung kombiniert und mit den Daten einer kamerainternen Datenbank verglichen. Daraus ermittelt die Kamera die bestmögliche Belichtung.
Diese Methode ist rechenaufwändig, liefert dank der ständigen Weiterentwicklung der Digitalkameras sehr zuverlässige Ergebnisse.
Unterschiedliche Kameramodelle liefern aber auch geringfügig unterschiedliche Belichtungen.
Während das eine Modell in einer bestimmten Situation zur Überbelichtung neigt, kann eine andere Kamera in derselben Situation zur Unterbelichtung tendieren. D.h. das Ergebnis dieser Methode ist Kamera übergreifend nicht vorhersehbar.

Eine manuelle Belichtungskorrektur ist nur schwer möglich, da eine kleine Veränderung des Bildausschnittes ausreicht, dass die Kamera eine andere Vorlage aus der Datenbank als Grundlage für die Belichtung verwendet.

Wer die Matrixmessung in Kombination mit "Focus and Recompose" verwendet, sollte in jedem Fall die Fokussierung (AF) von der Belichtungsmessung (AE) trennen.

Diese Messung ist Schnappschuss tauglich - es bedarf keiner großen Überlegung welcher Bildbereich für die Messung anvisiert wird und wie groß eine eventuelle Korrektur sein sollte.

Sie bietet auch bei der Blitzbelichtung erhebliche Vorteile.

Die Matrixmessung ist zu recht die beliebteste und meist verwendete Messmethode.

 

AEB: Belichtungs-Reihe als schnelle Belichtungskorrektur:

AEB = Auto Exposure Bracketing
Bei schwierigen Lichsituationen kann es trotz Matrixmessung passieren, dass die Automatik der Kamera nicht die optimale Belichtung findet. Das Resultat ist dann etwas über- oder unterbelichtet.

In einem solchen Fall empfiehlt sich dann eine Belichtungsreihe (AEB).

Dabei werden für gewöhnlich 3 Aufnahmen getätigt. Ausgehend von der Grundbelichtung, wird ein zweites Foto um einen gewissen Betrag unterbelichtet während das dritte Foto um denselben Betrag überbelichtet wird.

Für die folgende Kameraeinstellung war das Urspungsbild etwas überbelichtet.
Die zur Korrektur eingestellte Belichtungsreihe deckt nun den Bereich: -1, -2/3, -1/3 EV (Blendenstufen) bezüglich der ursprünglichen Belichtung ab. Damit sollte nun ein optimal belichtetes Foto sichergestellt sein.

AEB

Korrekturen von bis zu +/- 2/3 Blendenstufen sind im Allgemeinen ausreichend, um die korrekte Belichtung zu finden.

 

von AEB zu HDR:

von einer Belichtungsreihe (AEB), zum Finden der besten Belichtung, ist es gedanklich nur noch ein kleiner Schritt zur HDR-Fotografie (HDR = High Dynamic Range).

Allerdings werden hierbei alle 3 (oder mehr) Bilder verwendet und der Bereich der Belichtungskorrektur
(Erweiterung) ist wesentlich größer: mind. +/- 1 bis +/-3 Blendenstufen.

Der Ursprung der HDR-Fotografie ist ebenfalls die Korrektur. Es wird versucht, die Überlegenheit des menschlichen Auges auszugleichen.

Während unser Auge einen Kontrastumfang von mehr als 14 Blendenstufen (eine Blendenstufe = Verdopplung der Lichtmenge) erfasst, schafft eine gute Kamera bei niedrigem ISO-Wert gerade mal 10.
Im gedruckten Bild sind dann noch 5 Blendenstufen enthalten.

HDR Parlament
(von links - Belichtungsreihe: -2,3 EV; -0,7EV; +1,0EV; Ergebnis-HDR; ISO400, Canon EOS 7D; Parlament Wien)

Das Ziel der HDR-Fotografie ist es den Kontrastumfang zu erweitern und Zeichnung in die klippenden Bereiche des Fotos - die abgesoffenen Tiefen und ausgefransten Lichter zu bringen.
Dies gelingt aber nur durch Überlagerung mehrerer Bilder, die mit unterschiedlichen Belichtungen fotografiert wurden. Durch ein sogenanntes Tonemapping-Verfahren werden die (wie im obigen Beispiel) 3 Bilder zu einem Ergebnisbild zusammengefügt und in den zu kleinen Ziel-Farb-Kontrast-Raum gepresst.

Vergleich: Einzelfoto - HDR-Bild

HDR-JPG-Vergleich
(links: optimiertes Einzelbild, scharfgezeichnet; rechts HDR - Karlskirche, Wien)

Obwohl sich das linke Einzelbild recht gut optimieren ließ, wird es nur mit großem Aufwand möglich sein, der Skulptur Glanz zu verleihen, die Leuchtkraft des Wassers zu erhöhen und gleichzeitig der Kirche mehr Struktur zu geben, ohne dabei Halos zu erzeugen.
Im Gegenzug ist die HDR-Variante sehr einfach: 3 mal mit unterschiedlicher Belichtung auslösen.

Der zweite Ansatz in der HDR-Fotografie ist die Anhebung der Detail-Kontrastes im Bild
(Modus: Detail-Enhancer).
Hier erhalten strukturierte Elemente wie Holz, Mauern, Asphalt, usw. eine sehr lebendige und je nach Software-Einstellung, auch durchaus aufdringliche Strukturen.

Hdr-Vergleich
(links: HDR; rechts: optimiertes Einzelbild, Schatten mit Tiefen/Lichter angepasst, scharfgezeichnet - Forum Romanum, Rom)

Um scharfe HDR-Bilder zu erhalten, ist die Verwendung eines Stativs zwingend - ein Fernauslöser ebenfalls sinnvoll. Bedenken Sie, dass auch durch das Bild huschende Personen, PKW's oder bewegte Gräser, Blätter und Zweige das Ergebnis verschlechtern werden.

Obwohl auch Adobe Photoshop hier mit einer grundlegenden Funktionalität aufwarten kann, gibt es Spezialisten die sich den prinzipbedingten Alltags-Problemen dieser Technik verschrieben haben und daher auch trotz ungewollter Passanten oder geringfügig bewegter Kamera, gute Ergebnisse liefern können.


beispielhafte Vertreter:

HDR Efex Pro (von NIK Software) bietet dank NIK's patentierter U-Point Technologie die Möglichkeit, einzelne Bildbereiche - ohne Maskierung - unterschiedlich zu behandeln und liefert ein Halo freies Ergebnis.

Luminance HDR ist eine ausgezeichnete und dennoch kostenlose Open-Source-Variante.

Oloneo PhotoEngine (von Oloneo SAS) besitzt eine sehr ausgeklügelte Beeinflussung der einzelnen Farbkanäle und einen für Innenaufnahmen genialen "HDR ReLight"-Modus (nur für Windows-PC).

Photomatix (von HDRsoft) bietet eine hervorragende Geisterbildbereinigung und liefert trotz einfacher Bedienung auch ausgezeichnete "Hand-held"-Ergebnisse .

... und viele, viele mehr.

Tipp: Da es sich bei der HDR-Technik um ein "differenzierendes, aufrauhendes" Verfahren handelt, das bestehende Mikrokontraste verstärkt, sollten die Einzelbilder möglichst rauschfrei sein.
-> je geringer das Rauschen (je niedriger der ISO-Wert), umso klarer das Ergebnis.


Belichtungsprogramme:


Ausgehend von der eingestellten Empfindlichkeit und den Daten der Belichtungsmessung, stellt das Belichtungsprogramm der Kamera die geeignete Belichtung ein.

Canon EOS 700D Mode Dial (c) copyright by Canon
(Programm-Wahlrad einer Canon EOS 700D)


Programmautomatik (P):

Die Kamera bestimmt sowohl die einzustellende Blende als auch die Verschlusszeit.
Solange Sie auf ruhende Objekte "schießen", ist dies die problemloseste Einstellung für P&S-Kameras!

Bei SLR's eher als Einsteigerpaket zu sehen. Leistet aber gute Dienste als Ausgangsbasis für ersten Versuche mit den Belichtungsprogrammen (Av/A) und (Tv/S).

Viele Kameramodelle erlauben einen zusätzlichen "Programmshift"; d.h. es können ausgehend von der ermittelten Belichtung die Blenden/Verschlusszeiten-Paare geändert werden.

Wer das volle Potential seiner SLR nutzen möchte, sollte allerdings die vordefinierten Motivprogramme nutzen und sich danach mit (Av/A) und (Tv/S) vertraut machen.

(P) ist im Regelfall NICHT geeignet, um bewegte Ziele scharf abzubilden. -> (Tv/S)
(P) ist nicht geeignet um mit selektiver Schärfe zu arbeiten. -> (Av/A)
(P) ist aber auch die sicherste/einfachste Einstellung, wenn Sie im Freien einen Aufhellblitz benötigen!


Zeitautomatik, Blendenvorwahl (Av - Canon; A - Nikon, Sony):

Der Fotograf wählt die Blende und bestimmt damit die Schärfentiefe; die Kamera ermittelt dazu die passende Verschlusszeit.
Dieses Belichtungsprogramm findet vor allem in der Portraitfotografie mit einer gezielt geringen Schäfentiefe = selektive Schärfe aber auch in der Landschaftsfotografie mit möglichst großer Schärfentiefe (siehe auch HFD… hyperfokale Distanz) seinen Einsatz.

(Av/A) ist das Belichtungsprogramm mit dem größten Spielraum:
Bei SLR's sind automatisch eingestellte Belichtungszeiten von 30s bis zu einer 1/8000s möglich!

(30 s bis 1/8000 s = 18 Blendenstufen)

Bei P&S-Kameras ist hier vor allem im Freien auf die kürzest mögliche Belichtungszeit zu achten, diese beträgt meistens: 1/1000 s.

(30 s bis 1/1000 s = 15 Blendenstufen).


Blendenautomatik, Zeitvorwahl (Tv - Canon; S - Nikon, Sony):

Die Verschlusszeit wird vorgewählt; die Kamera bestimmt die passende Blende. Ihr Einsatzgebiet ist typischer Weise das Fotografieren von bewegten Objekten. (Sport, spielende Kinder, Wasser,…)

Die Blendenautomatik (Tv/S) besitzt einen deutlich kleineren Spielraum als (Av):
beginnend bei der Lichtstärke des Objektivs bis max. f32 bei SLR's.

(von f2.8 bis f32 = 7 Blendenstufen)

Große Vorsicht ist hier bei P&S-Kameras geboten, da die Blende besten Falls bei f2,8 startet und nur bis zu einer maximalen Blende von f8 geht !!!

(von f2.8 bis f8 = 3 Blendenstufen)


Manuell (M):

Wer genügend Erfahrung besitzt und auf jegliche Kameraunterstützung bei der Belichtung verzichten kann, oder aber einen externen Belichtungsmesser verwendet, der wählt die manuelle Einstellung, bei der sowohl Blende als auch Verschlusszeit durch den Fotografen vorgegeben werden.
Bei Verwendung des Manuellen Modus bleibt trotzdem die Kamerainterne Automatik aktiv und bestätigt Ihnen die (aus Kamerasicht auf Basis der eingestellten Belichtungsmessung) korrekte Belichtung.


Motiv-Programme:

Wie Sport-, Portrait-, Nachtportrait-, Landschaft-,…Programm erleichtern das Leben bei P&S-Kameras, da hier automatisch Limitierungen wie die maximal einstellbare Blende und die kürzeste Verschlusszeit Berücksichtigung finden.

Die Motiv-Programme sind als erweiterte Programmautomatik zu verstehen, bei der die Kamera den Verwendungszweck als zusätzlich Information zur Einstellung des Blenden/Verschlusszeit-Pärchens erhält.

Wird das geeignete Motivprogramm gemeinsam mit der Auto-ISO-Funktion eingesetzt, kann praktisch nichts schiefgehen!!

Für SLR-Einsteiger sind die Motiv-Programme außerdem ein guter Weg, in Richtung Einsatz von Zeitautomatik (Av/A) und Blendenautomatik (Tv/S) dazuzulernen.


Belichtungskontrolle im Histogramm:

Egal welche Belichtungsmess-Methode gewählt wurde, die Kontrolle des Histogramms ist empfehlenswert, bevor Sie im Urlaub zu nächsten Attraktion weiterreisen.
In keinem Fall sollte das Histogramm an der rechten Begrenzung (weiß) auflaufen. Die Folge wäre ein partiell überbelichtetes Bild, dem in den Lichtern die Zeichnung fehlt. Die meisten Kameras können diese überbelichteten Bildbereiche zusätzlich durch "klippende Pixel" im Display darstellen.

Solche Bereiche wären bei JPG nicht mehr zu retten!


Sollte das Histogramm also rechts auflaufen, ist es zwingend notwendig, in die Belichtung mit der manuellen Belichtungskorrektur und einer weiteren Auslösung einzugreifen.

-1/3; -2/3; -1; … Blendenstufen zur Korrektur, bis sich das Histogramm vom rechten Anschlag löst.

Vorsicht bei Verwendung der Matrixmessung:
Hier kann ein geringfügig geänderter Bildausschnitt, bereits zu anderen Belichtungswerten führen.
(Falle: Focus and recompose; hier sollte zuerst fokussiert werden - danach schwenken der Kamera für den gewünschten Ausschnitt - jetzt erst Belichtungsmessung und Auslösen)

Prinzipiell ist auch eine Aufsteilung des Histogramms an der linken Begrenzung (schwarz) zu vermeiden. In einem solchen Fall kann man sich in der Bildnachbearbeitung noch ein wenig helfen, dennoch werden einige Bereiche des Bildes in den Schatten ihre Zeichnung verlieren - wird das Aufhellen übertrieben, dann brechen die Tonwerte auf und es entsteht Posterisation.

Steilt sich das Histogram sowohl bei Schwarz als auch Weiß auf - dann sollte die Kontrasteinstellung der Kamera überprüft und gegebenen Falls reduziert werden.

Wer in RAW fotografiert, bleibt von diesen Problemen zumeist verschont, da dieses Format einen wesentlich größeren Belichtungsspielraum besitzt als das reduzierte JPG-Format. (das an der Kamera angezeigte Histogram würde aber dennoch für die einfache JPG-Variante gelten).
Für den RAW-Fotografen gilt: Nicht unterbelichten, denn es ist leichter im RAW-Konverter Zeichnung in die Lichter zu bekommen, als die Tiefen auf Grund der geringeren zugewiesenen Tonwerte artefaktfrei zu rekonstruieren.



Blitzbelichtung: (bei Canon: ETTL II )

Bevor der belichtende Blitz gezündet wird, wird ein Messblitz emitiert und die Kamera stellt komplexe Berechnungen an, in denen das Umgebungslicht, die Entfernung, der fokusfeldbezogene Objektkontrast und natürlich das Blitzlicht ihre Berücksichtigung finden.

Diese komplexe Berechnung funktioniert aber nur in Verbindung mit der Matrixmessung.

Das Blitzlicht wirkt nur für eine Zeit von 1/30000s bis 1/1000s auf die Szene.
Je nach Umgebungslicht und eingestellter Automatik ergeben sich aber unterschiedliche Resultate.

Die Blitzbelichtung ist so vielfältig und auch kameraspezifisch, dass es sich lohnt, hierzu das passende Buch für sein Kamerasystem zu studieren.
Im Folgenden werden nur die grundlegensten und einfachsten Zusammenhänge erwähnt.

Die X-Sync.Zeit markiert die Grenze der Belichtungszeit bis zu der eine vollständige Blitzautomatik möglich ist. Meist 1/200s bzw. 1/250s. Eine natürliche Grenze für diese minimale Blitz-Sync.-Zeit, ist jene Verschlußzeit, ab der des Sensor nur mehr in einem Belichtungsband belichtet wird. d.h. der Sensor ist zu keinem Zeitpunkt mehr vollständig freigegeben - der schließende Vorhang startet bevor der öffnende Vorhang den Sensor vollständig freigegeben hat. Ein Blitz bei einer Verschlusszeit kleiner als der X-Sync.Zeit würde nun den Sensor nur im gerade freigegeben Belichtungsband erhellen.

 

Blitzen im Modus P:

Die Sicherheitsvariante, es kann praktisch nichts schief gehen. Die Kamera regelt Belichtungszeit, Blende und Blitzintensität genau so, dass immer genug Licht im Bild ist.

Dieser Modus leistet ausgezeichnete Dienste beim Aufhellen von Schatten im Sonnenlicht - allerdings ohne Kontrolle der Schärfentiefe.

Wird in diesem Modus bei "wenig Licht" geblitzt, so dient das Blitzlicht als Primärlichtquelle; d.h. die Atmosphäre wird eventuell durch das frontale Blitzlicht erschlagen.

Eine erste Abhilfe schafft hier ein externes Blitzgerät, mit dem in geschlossenen Räumen indirekt gegen die Decke geblitzt werden kann. Hiermit wird eine tiefere Ausleuchtung der Szene erreicht, die Härte schwindet aus Gesichtern und der Schatten hinter den Personen löst sich auf; der warme Eindruck eines Raumlichtes muss jedoch, wenn gewünscht, in der Bildbearbeitungssoftware wieder erzeugt werden.


Blitzen mit Av/A , Tv/S:

Bei diesen Modi wird vor allem das vorhandene Hintergrundlicht mit berücksichtigt.
Bei wenig Licht ist die Intensität des Blitzlichtes wesentlich geringer als im Modus P!!

In schummrigen Räumen (wenig Licht)
bleibt die Atmosphäre erhalten.
ABER es besteht unter Umständen Verwackelungsgefahr!
d.h. die ISO-Empfindlichkeit muss eventuell erhöht werden.

Das Aufhellen von Schatten bei guten Lichtverhältnissen ist problemlos und bietet den Vorteil die Schärfentiefe kontrollieren zu können.
Aber behalten Sie die maximale X-Sync.Zeit Blitzgeräts (ca. 1/180 bis 1/250 s) im Auge; denn eine geringe Schärfentiefe (kleine Blendenzahl z.B. f2.8) ergibt eine auch kurze Verschlusszeit.
Bei Canon-Blitzgeräten der EX-Serie kann man sich jedoch noch weiterretten. Diese Geräte unterstützen die sogenannte "Kurzzeitsynchronisation" - hier können dann auch bei Belichtungszeiten von 1/2000s noch Schatten mit dem Blitz aufgehellt werden.
In dieser Blitzbetriebsart wird ein "Langzeitblitz" mit verminderter Energie gezündet, sodass in jedem Fall während der gesamten Sensorbelichtung, ein gleichmäßiges Licht vom Blitz emmitiert wird.


Vergleich der Blitzbelichtung P und Av/A (Tv/S):

Um für die Unterschiede dieser Belichtungsprogramme ein Gefühl zu bekommen, hilft aber nur die Übung.
Stellen Sie die Kamera samt Blitzgerät auf ein Stativ und testen Sie bei unterschiedlichen Lichtsituationen die Ergebnisse der Belichtungsprogramme.
Sie werden feststellen, dass im abendlichen Wohnzimmer bei gleicher Blende, der Modus (P) eine wesentlich kürzere Belichtungszeit liefert als der Modus (Av/A).

Wichtig für diesen Versuch: eine fixe ISO-Einstellung, Auto-ISO abschalten.

Vergleich - "P" versus "Av/A" - Schatten aufhellen:

Aufhellblitz

Bei Tageslicht ist praktisch kein Unterschied bemerkbar.
beide varianten eignen sich zum gleichermaßen zum Aufhellen von Schatten.

Vergleich - kein Blitz, P, Av/A - direkt geblitzt - bei nur wenig Raumlicht:

Blitzvergleich-Av-P

Beim ersten Bild ohne Blitz schlägt die AWB der Kamera zu und zeigt eine viel zu hohe Gelb-Komponente.
Bei genauer Betrachtung ist das Bild verwackelt, da nur das raumlicht genutzt werden kann.
Außerdem liegen die Gesichter im Schatten - ein Aufhellblitz ist notwendig.
Der direkte "P"-Blitz liefert eine fast bläuliche Ausleuchtung der Szene kombiniert mit sehr harten Kontrasten am Hals und rund um die Augen der beiden jungen Herrn - während der Blitz im "Av"-Modus mehr Umgebungslicht einbezieht - dadurch steigt aber auch die Belichtungszeit.
Durch den direkten Blitz ist der Schatten in beiden Blitzaufnahmen an der Rückwand aber hart und ist in einer folgenden Bildbearbeitung nur sehr schwer zu beherrschen.

Abhilfe: bei wenig Licht und Wunsch nach Atmosphäre: indirektes Av/A-Blitzen oder AV/A-Blitzen mit Bouncer.


Rote Augen:

Bei weit geöffneten Pupillen entstehen die roten Augen durch Lichtreflexion an den Blutgefäßen in der Netzhaut. Der einzig wirklich Ziel führende Weg zur Verhinderung dieses Effektes, ist eine möglichst große Distanz zwischen optischer Achse und Blitzlicht.

Für P&S-Kameras ist dies nur durch einen externen Blitz zu erreichen.

Bei SLR's liefert der hoch aufschwenkende Popup-Blitz meist schon brauchbare Ergebnisse.

Vergessen Sie die eingebaute "Rote Augen Reduktion":
Dieser Strobo-Blitz bewirkt größten Teils geschlossene Augen (diese sind natürlich nicht rot), die viel schwieriger zu retuschieren sind als rote Pupillen.



Autofokus AF:

Die Fähigkeit der Kamera, selbstständig auf das anvisierte Motiv scharf zustellen.
Je nach Kameratyp kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz.

SLR-AF:

Bei einer SLR erfolgt die Fokussierung unter zu Hilfenahme eines eigenen AF-CCD's, der sich im Boden der SLR unter dem Schwingspiegel versteckt. SLR's arbeiten nach dem sogenannten Phasendetektionsverfahren.

Autofokus

Für jedes AF-Messfeld des Sucherbildes gibt es zwei AF-Sensoren. Das kleine Bild in Größe des im Sucher dargestellten AF-Messfeldes wird auf diese beiden AF-Sensoren gesplittet. Eine Elektronik übernimmt die Ausgangssignale der beiden AF-Sensoren und fokussiert bis die Signale ein Maximum werden. Die Information, in welche Richtung zu fokussieren ist, ergibt sich aus der Phasenlage AF-Sensor-Signale. Dabei nutzt dieses Verfahren die Randstrahlen des Objektivs. Dies ist auch der Grund, wieso manche AF-Punkte bei Verwendung von Objektiven mit einer Lichtstärke von F2.8 (oder besser) eine präzisere Fokussierung erlauben.

Üblichweise funktioniert der AF bei SLR's bis zu einer Lichtstärke von F5.6.

Bei Profikameras, wie z.B. der Canon 1D-Serie, ist das zentrale AF-Messfeld noch bei F8.0 nutzbar.

Alle Fokuspunkte sind in jedem Fall auf die in der Natur häufiger vorkommenden vertikalen Strukturen sensibel. Weist ein AF-Punkt auch Empfindlichkeit für horizontale Strukturen auf, spricht man von einem sogenannten Kreuzsensor; in diesem Fall wird das Bild auf 4 AF-Sensoren gesplittet.


P&S-AF:

P&S-Kameras verwenden für die Fokussierung, wie auch für die Belichtungsmessung den Bildsensor. Dieses Verfahren wird meist auch von SLR's angewendet, wenn der "Life-View-Modus" aktiviert ist.
Da nun jeder Bereich des Sensors als AF-Punkt definiert werden kann, ist das AF-Messfeld u.U. frei definierbar.
Bei der Fokussierung versucht nun die Kameraelektronik, den Kontrast innerhalb des AF-Messfeldes auf ein Maximum zu regeln.

Prinzipiell arbeitet der Phasendetektions-AF wesentlich schneller und präziser als der Kontrast-AF.
Bezüglich der Präzision sind die Anforderungen der P&S-Kameras an den AF aber auf Grund einer erheblich gesteigerten Schärfentiefe aber auch geringer.

Für beide Verfahren gilt:

Eine Fokussierung auf kontrastlose, glatte und einfärbige Oberflächen ist bedenklich.

Beide Verfahren lassen sich von starkem Gegenlicht negativ beeinflussen; vor allem wenn dabei das Fokusobjekt im Schatten liegt.

Ist zuwenig Licht vorhanden, wird eine Hilfslichtquelle benötigt, die die Szene erleuchtet oder ein Muster (externer Blitz) projiziert.


Verwendung des zentralen AF-Feldes (SLR):

Eine beliebte Fokussiermethode ist die ausschließliche Verwendung des zentralen Fokusfeldes mit Fokusspeicherung und anschließendem Kameraschwenk.

Die Vorteile liegen auf der Hand: es kommt der sensibelste Fokuspunkt zum Einsatz und man verschwendet keine Zeit bei der Wahl des Fokuspunktes – Schnappschusstauglich.

Probleme können sich bei einem zu großen Schwenkwinkel der Kamera nach dem Fokussieren in Verbindung mit einer kleinen Schärfentiefe (großen Blendenöffnung wie f2.0) einstellen. focus-and-recompose

Da die Kamera auf eine Ebene scharf stellt und nicht auf eine Kugeloberfläche, ergibt sich nach dem Schwenken ein Entfernungsfehler am ursprünglich fokussierten Objekt.

Diese Fokusier-Methode kann auch zu einer Fehlbelichtung führen, wenn zum Zeitpunkt des Fokussierens auch die Belichtung mit gemessen wird (AF/AE am Auslöser) und sich die Beleuchtungssituation für den erfassten Ausschnitt durch den Kameraschwenk ändert.

Fehlbelichtung
links: AF+AE liegen am Auslöser; AF mit zentralen Sensor auf Baumstamm in Bodennähe, damit befanden sich zum Zeitpunkt der AF/AE-Speicherung große Teile der schattigen Wiese und schattige Bäume (links nicht im Bild) im Bildausschnitt - Auslöser gedrück halten - Kameraschwenk - auslösen
rechts: AF-Funktion auf eigenem Bedienelement; AF auf Baumstamm, Kameraschwenk, AE auf Auslöser, auslösen

Abhilfe schafft das Trennen von AE- und AF-Funktion:

AF + AE trennen
(Bei praktisch jeder SLR lassen sich die AE- und AF-Funktion- per Menü - auf getrennte Bedienelemente legen; hier Canon EOS 7D)

Der Auslöseknopf wird hier mit der Belichtungsmessung AE kombiniert. Damit erfasst und berechnet die Kamera jedesmal, wenn der Auslöser halb durchgedrückt wird, die Belichtung.
Die AF-Funktion liegt gemweinsam mit der AE-Funktion am rückwärtigen "AF-ON"-Button. Wird dieser Knopf gedrückt, so fokussiert die Kamera UND berechnet die Belichtung.

Für das zuvor angeführte Beispiel bedeutet dies:
Zentrale Fokus-Feld auf den Baumstamm ausrichten. - mit "AF-ON" Fokussieren (und Belichtung messen) - Kamera schwenken - den Auslöser halb drücken um die NEUE Belichtung zu messen - Auslösen.
... dann stimmt die Belichtung.

Bei unbewegten Motiven sollte man sich jedoch überlegen, ob eine direkte Anwahl des passenden Fokus-Feldes nicht die bessere Variante wäre. In jedem Fall bietet die Trennung von AF und AE aber einen zusätzlichen Spielraum.

 

Raimund Stefaner - digitalpicture.at

1x1 der digitalen Kameratechnik - Kameratechnik - V2.31 - letztes Update 09.10.2016